Silvia Habedank:

Führungslücke – Warum junge Talente zögern

Führung / 26.10.2025 / 0 Kommentare

Veränderungskompetenz

 

Führungslücke – Warum junge Talente zögern

Bis 2036 werden voraussichtlich rund 19,5 Millionen sogenannte Babyboomer den deutschen Arbeitsmarkt verlassen – fast ein Drittel der heutigen Erwerbstätigen. Unter ihnen befinden sich zahlreiche Führungskräfte auf allen Ebenen. Schon heute klagen Unternehmen über Engpässe in der Führungsetage. Blickt man auf die nachrückenden Generationen, zeichnet sich ab: Die Lücke wird noch größer werden. Denn viele junge Talente zeigen wenig Interesse daran, klassische Führungsrollen zu übernehmen.

Die Gründe dafür sind im Wesentlichen drei:

1. Führung gilt als Belastung
Junge Mitarbeitende erleben Führungskräfte, die unter hohem Druck stehen: permanente Krisenbewältigung, Machtkonflikte, Entscheidungsdruck, Terminflut. Was früher mit Prestige verbunden war, wirkt heute oft abschreckend – es passt nicht zu den Vorstellungen von Sinn, Lebensqualität und Selbstbestimmung.

2. Fehlende Vorbereitung und Begleitung
Vakanzen in Führungspositionen verleiten zu schnellen Besetzungen. Ein „Du schaffst das schon“ reicht nicht aus. Die junge Generation möchte nicht ins kalte Wasser springen, sondern sich gezielt auf die neue Rolle vorbereiten – mit systematischer Qualifizierung, persönlicher Begleitung und klarer Entwicklungsperspektive.

3. Leere Versprechungen
Gestaltungsfreiheit wird zwar versprochen, doch in der Praxis bleibt vieles beim Alten. Junge Talente wollen nicht nur verwalten; sie möchten Dinge in Frage stellen, eigene Ideen einbringen und voneinander lernen. Stattdessen wird weiter an Arbeitsweisen, Denkweisen, Einstellungen und Prozessen festgehalten, obwohl sie nicht mehr zukunftsfähig sind.

Ein Blick auf die neue Generation zeigt deutlich: Führung wird nicht mehr aus Statusstreben oder materiellen Anreizen angestrebt. Es geht ihnen nicht um „Mein Haus, mein Auto, mein Boot“, sondern darum, etwas zu bewegen und positiv zu verändern.

Mein Fazit:
Der sogenannten Gen Z wird häufig nachgesagt, sie sei egoistisch, unmotiviert und wolle keine Verantwortung übernehmen. In meiner Arbeit mit jungen Talenten erlebe ich jedoch nahezu das Gegenteil: Offenheit, Interesse, Mut und Kooperationsbereitschaft. Wenn Organisationen morgen noch echte Führungspersönlichkeiten haben wollen, müssen sie sich von Lippenbekenntnissen lösen und Führung neu definieren. Dann wächst auch die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Denn junge Menschen scheuen nicht vor Führung zurück – sie warten auf Führung, die es wert ist, übernommen zu werden.

 

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