Ingrid Lindau:

Erinnern und vergessen

Gesellschaft / 29.5.2018 / 0 Kommentare

Blog-Eintrag: Erinnern und vergessen

 

„Bloß nichts vergessen!" Ob Einkaufszettel, Haftnotizen, Pinnwand oder Erinnerungsfunktionen im PC - stets sind wir bestrebt, unserem Erinnerungsvermögen „nachzuhelfen".

Dabei ist Vergessen eigentlich eine elementare Leistung unseres Gehirns. Ohne die Fähigkeit Erlebtes einzuordnen, abzuspeichern oder auszusortieren wäre Konzentration auf wesentliche Dinge durch ständige Reizüberflutung nicht mehr möglich.

Um die Informationsflut zu sortieren, benötigt das Gehirn Erholungsphasen und Ruhezustände. Neben Schlaf können dies auch Meditation oder einfache Pausen sein, in denen das Gehirn keine neuen Reize erhält (Leerlauf-Prozess).

Da an jeder Hirntätigkeit eine Fülle von Nervenzellen beteiligt ist, konnte die Neurowissenschaft bisher noch nicht eindeutig entschlüsseln, wie unser Gehirn Gedanken aufnimmt, warum einige eher wieder aussortiert oder überschrieben, andere hingegen behalten werden. Dabei funktioniert das Gehirn nicht einfach als Speicher, sondern arbeitet kreativ und produktiv. Informationen werden aufgenommen, durchdacht und wieder abgerufen.

Gedächtnisforscher gehen davon aus, dass wir nur bis zu einem gewissen Grad steuern können, was unser Gehirn behält oder nicht. Wir sind nicht in der Lage, uns aktiv zu entscheiden, etwas zu vergessen. „Eine „Taste" für aktives Vergessen gibt es leider nicht" sagt der Neurologe Prof. Hans J. Markowitsch. Vergessen geschieht mehr durch ein „Überschreiben" der Information mit neuen Gedanken.

Hingegen können wir uns aktiv bemühen, etwas zu behalten. Aus Prüfungsvorbereitungen ist allge-mein die bewährte Methode des Wiederholens bekannt. Informationen werden immer wieder neu eingespeichert oder aufgefrischt und somit besser auf Hirnebene vernetzt. Zudem kann das Gedächtnis durch das Anwenden unterschiedlicher Lerntechniken verbessert werden. Es gilt, die produktiven und kreativen Funktionen unseres Gehirns fit zu halten. Je vielfältiger die angewandten Trainingsmetho-den, umso besser. Vom Vokabeln oder Gedichte Lernen über Knobeleien ist alles erwünscht. Eine effektive Gedächtnisübung stellt auch das detaillierte Wiedergeben von Meldungen einer Nachrichtensendung aus Fernsehen oder Radio dar. Denn gehört ist noch nicht aufgenommen und aufgenommen nicht gleich verstanden. Erst die Wiedergabe mit eigenen Worten zeigt, ob die Informationen richtig erfasst wurden.

Neurologen empfehlen, dass dabei auch die körperliche Aktivität nicht zu kurz kommen sollte, da sie nicht nur die Durchblutung fördert, sondern auch Endorphine freisetzt, die uns geistig beweglicher werden lassen.

 

 

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