Mareike Fruth:

Bnuter Bchutsabensalat

Gesellschaft / 3.4.2017 / 0 Kommentare

Blog-Eintrag: Buchstabensuppe

 

„Afugrnud enier Stidue an der elingshcen Cmabrdige Unvirestiät ist es eagl, in wlehcer Rienhnelfoge die Bcuhtsbaen in eniem Wrot sethen, das enizg wcihitge dbaei ist, dsas der estre und Izete Bcuhtsbae am rcihgiten Paltz snid. Der Rset knan ttolaer Bölsdinn sien, und man knan es torztedm onhe Porbelme Iseen. Das ghet dseahlb, wiel das mneschilche Geihrn nciht jdeen Bchustbaen liset sodnern das Wrot als Gnaezs"

 

Durch das Internet geistert seit vielen Jahren dieser Text, der sowohl das Publikum als auch die Fachwelt verblüfft. Letztere allerdings, weil es diese Studie in Cambridge niemals gab. Ist dieser Text der Beweis, dass die Rechtschreibung eigentlich überflüssig ist?

Der obige Beispieltext ist nur deshalb so gut lesbar, weil es sich um bekannte und gebräuchliche Wörter handelt und sowohl der erste als auch der letzte Buchstabe an ihrer ursprünglichen Position bleiben. Das laute Lesen des Textes zeigt zudem, dass die Buchstaben nicht willkürlich durchmischt wurden, sondern die Lautfolge weitgehend erhalten bleibt: „mneschilche" ist natürlich erkennbar, aber „milhneccshe"?

Der geübte Leser setzt nicht mehr wie ein Grundschüler Buchstabe nach Buchstabe zu einem Wort zusammen, sondern erfasst die Buchstaben und typische Lautfolgen und das Gehirn „errät" die richtigen Wörter. Dies reicht allerdings noch nicht, um den oben stehenden Text zu verstehen. Erst wenn typische Satzstrukturen, Satzzeichen und die Grammatik dazukommen, wird er leserlich. Das Originalbeispiel enthält zudem keine zusammengesetzten Wörter. Werden diese oder Fachbegriffe, die dem Leser relativ unbekannt sind, verwendet, wird es mit der Wiedererkennung schwierig. Kennen Sie das Wort Melhmrhdchncecnunissumämeg*?

Nicht jeder kann diese buchstabenverdrehten Texte gleichermaßen gut lesen. Es kommt auf die Geübtheit des Lesers an, sein Leseverständnis, auf die Wortlänge, das Satzgefüge und ob er die Wörter bereits kennt. Eine fehlerfreie Rechtschreibung ist bei dem Verdrehen der Wörter natürlich sehr wichtig. Werden Wörter falsch geschrieben, Buchstaben hinzugenommen oder weggelassen, so ist es deutlich schwieriger, den Inhalt zu entziffern.

Das eingangs gezeigte Beispiel ist daher kein Beweis für die Überflüssigkeit von Rechtschreibung, sondern eher ein Beleg für die Fähigkeiten des menschlichen Gehirns, sich oft Wiederholtes gut einprägen zu können. Deshalb sind Tippfehler nicht grundsätzlich ein Zeichen für mangelnde Rechtschreibkenntnisse: Je geübter ein Schreiber im Lesen ist, desto häufiger wird er seine eigenen Tippfehler übersehen.

*Milchmädchenrechnung

 

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