Ingrid Lindau:

Empathie als unverzichtbares Managementinstrument

Führung / 6.10.2016 / 1 Kommentare

Empathie als Soft Skill für das Management

 

Empathische Führungskräfte erhöhen die Leistungsfähigkeit ihrer Mitarbeiter und bringen so einen hohen wirtschaftlichen Mehrwert für ein Unternehmen mit sich. Zu diesem Ergebnis kommt eine Vielzahl aktueller Studien. Zum Beispiel haben Timothy Judge und Ronald PiccolIo von der University of Florida in einer Metaanalyse 90 Studien zum Verhalten von Vorgesetzten im Vergleich zur Motivation der Angestellten untersucht, mit dem Ergebnis, dass Mitarbeiter zufriedener, loyaler und motivierter sind, wenn Vorgesetzte ihnen Wertschätzung und Empathie entgegen bringen. Insbesondere im Hinblick auf den heutigen Wandel in der Arbeitswelt und die neue Mitarbeitergeneration (Generation Y) - die sich einen einfühlsamen Führungsstil wünscht, der maßgeblich von Offenheit, wertschätzender Kommunikation und Informationsteilung geprägt ist - wird empathisches Verhalten als unverzichtbare Führungskompetenz bei Verantwortlichen immer mehr erwartet.

Zugleich belegen neue wissenschaftliche Untersuchungen, dass Empathiefähigkeit insbesondere in den oberen Führungsetagen nur selten zu finden ist. Die meisten Führungskräfte können oder wollen sich nicht in ihre Mitarbeiter einfühlen bzw. eindenken. Als eine wesentliche Ursache dafür wird gesehen, dass der zunehmende Dauerstress der Leistungs- und Konsumgesellschaft hochgradig „empathiehemmend" wirkt. Stress, Hektik und Gefühle wie Angst oder Zorn lassen die Menschen so sehr um sich selbst kreisen, dass dadurch der Blick auf den anderen verstellt wird. Zudem sind viele Manager nicht bereit sich in andere hineinzuversetzen, da die Meinung, „Gefühle zu zeigen ist ein Zeichen von Schwäche und passt nicht ins Business." oder „Wer im Disput verständnisvoll reagiert, ist nicht durchsetzungsfähig." unter Führenden nach wie vor weit verbreitet ist.

Die intensive Forschung auf diesem Gebiet in den letzten Jahren führte zu der Erkenntnis, dass Empathie nicht nur eine angeborene Eigenschaft ist, die eine intuitive Verbindung zwischen Menschen herstellt, sondern dass sich diese Kompetenz auch gezielt trainieren und fördern lässt.

Die Bereitschaft und Fähigkeit sich in andere einzufühlen und sie zu verstehen entwickelt sich bei Kindern ab dem 18. Lebensmonat. Wird dies durch positive Reaktionen z. B. der Eltern gefördert, so verstärkt sich die Empathiefähigkeit. Nutzen wir diese Gabe nicht, so reagieren wir zunehmend weniger empathisch und haben oft auch Schwierigkeiten, eigene Emotionen richtig wahrzunehmen. Dabei wird das Verständnis der eigenen Gefühle als einer der wichtigsten Schlüssel zur Empathie gesehen. Wer sich selbst hinterfragt und eigene Gefühle als Grundlage für seine Reaktionen erkennt bzw. analysiert, kann sich auch leichter in andere einfühlen.

Neben der Fähigkeit, die eigene Stimmung sowie die des Gesprächspartners zu reflektieren ist vor allem von Bedeutung, auch empathisch kommunizieren zu können. Eine empathische Gesprächsführung gilt heute als unverzichtbares Handwerkszeug für eine erfolgreiche Führungskraft. In guten Empathietrainings werden Kommunikationsmethoden vermittelt, die einerseits eine möglichst vorurteilsfreie Annäherung an den anderen ermöglichen, auf der anderen Seite jedoch auch helfen, die eigenen Gefühle und Belange so in das Gespräch einzubringen, dass sie für den Gesprächspartner leichter nachvollziehbar werden. Auf diese Weise sieht sich die Führungskraft in der Lage, das Gespräch zu steuern, sowohl zu unterstützen und Klarheit sowie Orientierung zu geben, als auch Forderungen durchzusetzen oder zu kritisieren, ohne die Mitarbeiter emotional aus dem Gleichgewicht zu bringen.

 

1 Kommentare

  • 9.1.2017 / 04:30 Uhr

    Matthias Mahnke schreibt

    Ohne Zweifel ist es eine sehr wichtige Eigenschaft, die leider nur sehr wenige Führungskräfte "mitbringen". Es mag sein, dass die Anforderungen der Arbeitswelt die Oberflächlichkeit im Führungsverhalten schüren oder dazu führen. Sicher ist es auch eine Frage der Erziehung und was dem Menschen durch die Eltern mit auf den Weg gegeben wird. Ich sehe es aber als ein Zeichen von Stärke, wenn man über seine Emotionen reden kann und auch Gefühle und Mitgefühl zeigt, das macht menschlich und schafft eine Vertrauensbasis. In meinem beruflichen Alltag begegnen mir viele Facetten von Menschen und ich unterscheide oft zwischen dem reinen Vorgesetzten, der aufgrund seiner Position nun mal die Hosen an hat und der Führungskraft, die auch wirklich führt. Letzterer besitzt zweifellos die empathischen Eigenschaften, wodurch sich seine Mitarbeiter oder Kollegen auch öffnen werden, was wiederum Motivation und mehr Effektivität bedeuten kann. Er erkennt und kennt seine Mannschaft und nur dann kann er sie entwickeln, weil er auf seine Individuen eingeht. Der „Vorgesetzte“ wird dies so kaum erleben. Dies muss aber auch vorgelebt werden und ist somit sicherlich auch eine Frage der Kultur in den Ebenen darüber oder im Unternehmen. Man kann dies sicherlich auch trainieren und erlernen und ein wichtiger Schritt dazu ist natürlich auch der Umgang mit dem eigenen „Ich“ und mit seinen eigenen Gefühlen. Trainings geben da sehr gute Anregungen vermitteln das Wissen. Aber es ist letztendlich ein Weg und eine Frage der eigenen Einstellung. Nichts finde ich nämlich schlimmer, als einen von Euphorie getriebenen Manager, dem man anmerkt, dass er gerade bei einem Seminar war und nur deshalb alles anders machen möchte, weil er seine Mitarbeiter als Versuchskaninchen betrachtet. Meist hört dies (zur Freude der Mitarbeiter) jedoch nach einigen Tagen wieder auf und der alte Trott ist wieder da. Von Nachhaltigkeit keine Spur…. Aber ob in die Wiege gelegt, anerzogen oder antrainiert. Für mich gibt es da auch ein grundsätzliches Problem in den Ausbildungen bzw. Studiengängen: Es wird sehr viel Fachwissen vermittelt und mit diesem entlässt man den Menschen dann nach bestandenen Prüfungen in die Arbeitswelt. Viele bekommen gleich oder nach kurzer Einarbeitung ein Team, denn fachlich können sie ja vor so vielen Orden um den Hals kaum noch aufrecht gehen. Aber Niemand hat sie auf das Führen, Anleiten und Coachen vorbereitet. Das sehe ich leider viel zu oft und führt unweigerlich zu Problemen. Darum ist es aus meiner Sicht entscheidend, die Sozial- und Führungskompetenz zu entwickeln und auszuprägen, wenn nicht während der Ausbildung, dann danach und dies in Verbindung mit dem Erlebten und den Erfahrungen. Für mich spielt aber noch ein weiterer Faktor eine wesentliche Rolle, die für die Empathie als Management-Instrument sprechen : In einer Arbeitswelt, in der immer mehr Menschen psychologisch erkranken, weil sie eben der Druck, die Anforderungen und teilweise die Angst krank macht, ist es noch wichtiger geworden sein Gegenüber zu kennen. Nur so sieht man auch diese Anzeichen rechtzeitig und kann bewusst gegensteuern. Ich hatte vor Jahren einen Chef, der Psychologen gegenüber nicht sonderlich positiv eingestellt war, denn seiner Meinung nach sind sie immer erst dann da, wenn „das Kind schon in den Brunnen gefallen ist…“ Was er damit meinte, war aber mehr, dass es eine der Kernaufgaben der Führungskraft sein muss, sein Team zu kennen und Veränderungen wahrzunehmen. Die soziale Komponente hat aus meiner eigenen Erfahrung gerade in großen Unternehmen in den letzten Jahren sehr an Bedeutung gewonnen, denn für die fachlichen Themen gibt es im Team eben diese Fachleute und der Manager kann bei der wachsenden Bandbreite seiner Zuständigkeit auch gar nicht mehr alles beherrschen….. soll er auch nicht. Aber er muss Führen, Coachen und sein Team entwickeln können und Empathie halte ich da für einen wichtigen Schlüssel.

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