Silvia Habedank:

Ja – Nein – Vielleicht? So treffen Sie die richtige Entscheidung

Persönlichkeitsentwicklung / 24.10.2016 / 0 Kommentare

Ja – Nein – Vielleicht? So treffen Sie die richtige Entscheidung

 

Gibt es ein Patentrezept, um Entscheidungen stets richtig zu treffen? Gäbe es eines, dann würde jede Krawatte zum Hemd passen, jeder neue Mitarbeiter die Probezeit überstehen und es würden ausschließlich Gewinne bei Aktienverkäufen eingefahren werden.

Die Wahrscheinlichkeit, die Quote der richtigen Entscheidungen zu erhöhen, steigt, wenn bestimmte Schritte eingehalten und Kriterien beachtet werden. Das gilt sowohl für persönliche Entscheidungsprozesse als auch für geschäftliche.

Ad hoc versus ausharren
Die Komplexität eines Anliegens legt fest, wie viel Zeit in den Entscheidungsprozess investiert werden muss und wie schnell eine Entscheidung fällt. Sicherlich ist die Frage „Welche Krawatte wähle ich zu diesem Hemd?" weniger anspruchsvoll und folgenschwer als die Frage „Wie lösen wir die erhöhte Arbeitsbelastung in der Auftragsabwicklung?"

Geht es immer um Leben oder Tod? Entscheidungen aus dem Stand zu treffen, kann fatale Folgen haben, da mögliche Auswirkungen zu wenig berücksichtigt werden. Emotionen und Vorlieben sorgen für eine eingeschränkte Sichtweise. Späteres Bereuen oder Revidieren sind die Folge.

Langes Zögern und Zaudern rächt sich ebenfalls. Bis sämtliche Details zu einem Zusammenhang bekannt sind, ist es oft schon zu spät und die Chance ist verpasst. Treffen andere Entscheidungen, können wir selbst keinen Einfluss nehmen. Entscheidungen treffen heißt immer ein Risiko eingehen.

Der Rat, eine Nacht über wichtige Entscheidungen zu schlafen, ist sinnvoll. Dafür gibt es laut wissenschaftlicher Untersuchungen zwei Gründe:

1. Mit etwas zeitlichem Abstand erhalten wir eine andere Perspektive.
2. Eine Auszeit über Nacht kann schweißtreibendes Nachdenken am Tag oft ersetzen,
denn: Unser Unterbewusstsein arbeitet im Schlaf mit und präsentiert uns Lösungsideen am nächsten Morgen.

Es ist besser, unvollkommene Entscheidungen durchzuführen, als beständig nach vollkommenen Entscheidungen zu suchen, die es niemals geben wird.
Charles de Gaulle (franz. General und Politiker, 1890 – 1970)

Klarheit führt zum Erfolg
Um die Situation zu analysieren ist es besonders wichtig, Fakten und Annahmen voneinander zu trennen. Emotionen und Mutmaßungen haben Mitbestimmungsrecht, nur sollten sie benannt werden können, um Objektivität zu gewinnen.

Folgende Fragen stehen auf der Checkliste:
- Worin konkret liegt das Problem?
- Was ist das Ziel?
- Welche Lösungsmöglichkeiten gibt es?
- Welche Informationen sind notwendig, um eine Entscheidung zu treffen?
- Welche Chancen und Risiken stecken hinter den einzelnen Möglichkeiten?
- Welche Umsetzungs-Stolpersteine gibt es? Wie können diese bewältigt werden?
- Welche Konsequenzen und Wechselwirkungen können die einzelnen Entscheidungen mit sich bringen?

Intuition: Was sagt der Bauch dazu?
Dass die Bauchentscheidung keine Frauensache ist, darüber berichtete die Wochenzeitung „Die Zeit" unlängst. Laut einer Umfrage lassen sich rund 46 Prozent der Männer bei wichtigen Entscheidungen
von ihrer Intuition lenken. Bei Frauen beträgt der Anteil knapp 57 Prozent.

Der Psychologe Gerd Gigerenzer, Leiter des Berliner Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung, wirbt in seinem Buch „Bauchentscheidungen" für mehr Intuition im Business. Aus der Intuition getroffene Entscheidungen sind oft besser als rationelle. Im Vergleich zu Entscheidungsmodellen mit dem Motto „Je mehr Daten, desto besser" ist die Intuition genügsamer. Die Hirnforschung zeigt auf, dass unser Bauchgefühl schnell wenige wesentliche Faktoren identifiziert, den Rest ignoriert und anhand einfacher Faustregeln entscheidet. Diese beruhen auf Erfahrungen, Prinzipien und Werten.

Ich überlege. Mein Bauch entscheidet.
Max Grundig (Gründer der Grundig AG, 1908 – 1989)

Schwarz oder weiß?
Erkennt jemand ein Problem, so versucht er zumeist sehr schnell auf der Basis von Vorerfahrungen eine Lösungsmöglichkeit ins Auge zu fassen. Daraus entwickelt sich kurzerhand eine weitere Alternative und somit ein Dilemma. Die Konzentration in der Lösungssuche liegt auf A oder B, Ja oder Nein, Schwarz oder Weiß.

Eine Annahme aus dem NLP (Neurolinguistisches Programmieren) lautet: Es gibt in jeder Situation mindestens drei Möglichkeiten.

Wenn wir das Schwarz-Weiß-Denken verlassen und nach weiteren Lösungen suchen, werden wir meist schnell fündig. So kann eine Kombination aus den vorhandenen Wegen entstehen oder es können sich ganz neue Ideen entwickeln.

Handle stets so, dass du die Anzahl der Möglichkeiten vergrößerst.
Heinz von Foerster (Physiker und Mitbegründer des radikalen Konstruktivismus, 1911-2002)

Vor- und Nachteile in die Waagschale legen
Der Entscheidungsprozess steht auf sicheren Füßen, wenn wir die relevanten Möglichkeiten miteinander vergleichen: Was spricht für die jeweilige Entscheidung? Was spricht dagegen? Werden die Kriterien mit Zahlen bewertet, so fällt die Gewichtung leichter.

Perspektivenwechsel oder Sparringpartner
Um eine andere Sicht auf die Dinge zu erhalten und alte Muster loszulassen, empfiehlt es sich, die eigene Rolle zu verlassen und das Anliegen von außen zu betrachten. Was würde der beste Freund,
der Chef oder eine andere Person, dessen Rat geschätzt wird, zu der anstehenden Entscheidung sagen? Der Ratgebende kann selbstverständlich nicht nur fiktiv, sondern auch tatsächlich unterstützen.

Umgang mit Fehlentscheidungen
Zeitdruck, ein schneller Wechsel der Faktenlage und eine hohe Komplexität des Problems führen gelegentlich zu Fehlentscheidungen.

Es lohnt sich, offen über Fehlentscheidungen zu sprechen. Für nachhaltige Leistungssteigerung in Organisationen ist dies genauso wichtig wie die Sicherheit, das Selbstvertrauen und die Routine, die aus gut gelungenen Entscheidungsprozessen erwachsen. Eine Fehlertoleranz zu etablieren, Offenheit und Ehrlichkeit vorzuleben, ist die Aufgabe einer Führungskraft.

Wer noch nie einen Fehler gemacht hat, hat sich noch nie an etwas Neuem versucht.
Albert Einstein (Deutscher Physiker und Nobelpreisträger, 1879 – 1955)

 

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