Silvia Habedank:

Konflikte kosten Geld

HR / 2.2.2017 / 0 Kommentare

Konflikte kosten Geld

 

Konflikte in Unternehmen kosten nicht nur Energie, sie kosten auch Geld. Viel Geld, wie die KPMG-Studie bereits 2009 herausfand und in einer weiterführenden Studie in 2012 bestätigte. Allein die Kosten durch arbeitsunfähige Mitarbeiter oder den Einsatz von gesunden Kollegen, die das Arbeitspensum der kranken Mitarbeiter auffangen müssen, belaufen sich bei Unternehmen mit weniger als 1.000 Mitarbeitern auf über 500.000 Euro. Und das ist noch nicht alles. Gescheiterte und verschleppte Projekte summieren sich in jedem zweiten Unternehmen jährlich auf mindestens 50.000 Euro; in jedem zehnten sogar auf mehr als 500.000 Euro.

Die Schwierigkeit, Reibungsverluste durch Konflikte im Unternehmen zu beziffern, war der Unter-suchungsgegenstand der KPMG-Studie. Denn in der Regel können Unternehmen nur die wenigsten der Kosten, die durch Konflikte entstehen, benennen:

  • 93 Prozent der befragten Unternehmen kennen die durch Mitarbeiterfluktuation entstehenden Kosten.

 

  • Drei Viertel der Unternehmen können über die durch Krankheit verursachten Kosten in Form von Fehlzeiten oder eingeschränkter Leistungsfähigkeit Auskunft geben.

 

  • Jedes zweite Unternehmen kann konkret sagen, wie hoch die durch kontraproduktives oder gar betriebsschädigendes Verhalten von Mitarbeitern verursachten Kosten sind.

 

  • Weniger als die Hälfte der Befragten kennen die Kosten, die ihnen durch Kundenfluktuation und entgangene Aufträge entstehen.

 

Bei der Erfassung und Aufstellung der Kosten seitens des Controllings ist das Kind bereits in den Brunnen gefallen. Und: Erfasst werden können nur die Kosten, die aufgrund von nicht optimal eingesetzten Ressourcen – also einer erkennbaren Planabweichung – erkannt werden. Was ist jedoch mit den Konflikten, die bisher zu keiner Planabweichung führten, sondern noch im Stillen schlummern? Präventionsmaßnahmen und Maßnahmen der Konfliktbearbeitung und –lösung sind erforderlich, damit die Kosten heute und in Zukunft kontrolliert werden können.

 

Je „höher" die Konflikte im Unternehmen stattfinden, desto teurer wird es


Die Gründe: In den Chefetagen wird mehr Geld verdient und der zustande kommende Schaden ist deutlich größer. Liegen zum Beispiel zwei Abteilungsleiter miteinander im Clinch, dann kostet das nicht nur wertvolle Arbeitszeit der beiden Konfliktpartner, sondern hat ein schlechteres Arbeitsergebnis zur Folge. Und dieses schlechtere Ergebnis beeinflusst weitere Bereiche des Unternehmens. In Teams oder unter einzelnen Kollegen handelt es sich meist um kleinere „Brandherde", die geringere Auswirkungen haben und häufig auch schneller zu löschen sind.

Kostenträchtig ist nicht die Tatsache, dass es in Unternehmen Konflikte gibt, sondern einzig und allein, wie mit ihnen umgegangen wird. Konflikte am Arbeitsplatz sind unvermeidlich – und sie sind auch nützlich. Denn sie tragen dazu bei, dass unterschiedliche Sichtweisen abgeglichen und gegenläufige Handlungsintentionen koordiniert werden.

Die Praxis der Wirtschaftsmediation zeigt, dass viele Konflikte verharmlost oder totgeschwiegen werden – insbesondere im oberen Management. Sie widersprechen dem Selbstbild der betrieblichen Harmonie und werden als Managementschwäche betrachtet. Das Thema Kosten wird mit Konflikten selten in Verbindung gebracht. Das liegt daran, dass Konflikte eine Eskalationsspirale in Gang setzen - und im Streit – so es doch um Sieg oder Niederlage geht – denken nur wenige an Kosten.

Auch wenn es künftig keine Position „Konfliktkosten" in einer GuV oder Bilanz geben wird: Das Bewusstsein für die Kosten sollte jetzt für Verantwortliche geweckt sein.

Für die KPMG-Konfliktkostenstudie wurden 111 Industrieunternehmen von unter 100 bis zu mehr als 50.000 Mitarbeitern befragt.

Quelle: www.kpmg.de/docs/20090101_Konfliktkosten_Gesamt_web_FINAL.pdf

 

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