Klarheit hat Vorrang
Führung / 4.6.2025 / 0 Kommentare

Wie Führungskräfte schlechte Nachrichten übermitteln
Im Medizinstudium lernen angehende Ärzte, dem Patienten die Diagnose gleich zu Beginn des Gesprächs mitzuteilen. Nach einer Untersuchung wünscht sich der Patient umgehend Klarheit; wohlwollende Worte oder ausführliche Erklärungen erreichen ihn in dieser angespannten Situation kaum.
Was in der Medizin gilt, gilt ebenso für die Mitarbeiterführung: Ob Projektstopp, abgelehnte Gehaltsanpassung oder Kündigung – die schlechte Nachricht sollte direkt zu Beginn ausgesprochen werden. Erst danach folgen gegebenenfalls Bedauern, Begründungen, mögliche nächste Schritte und Alternativen.
Viele Führungskräfte tun sich schwer damit, Überbringer unangenehmer Botschaften zu sein. Sie neigen dazu, die zentrale Aussage mit langen Einleitungen und beschwichtigenden Argumenten hinauszuzögern. Dieses Verhalten wird häufig mit Empathie und Rücksichtnahme begründet. Doch so wichtig Feinfühligkeit auch ist – Klarheit hat Vorrang.
Aus psychologischer Sicht führt eine verzögerte oder verschleierte Übermittlung schlechter Nachrichten oft zu Verwirrung, Misstrauen und emotionaler Überforderung. Das menschliche Gehirn reagiert in belastenden Situationen mit einem „Alarmmodus“, der die Aufnahmefähigkeit für lange Erklärungen deutlich einschränkt. Eine klare, direkte Aussage schafft Orientierung und gibt der betroffenen Person die Möglichkeit, schneller in die emotionale Verarbeitung und Problemlösung einzusteigen.
Häufig braucht es etwas Zeit, um eine schlechte Nachricht zu verarbeiten – Fragen oder Wünsche der Mitarbeitenden folgen oft erst später. In einem zweiten Gespräch können dann Details sowie das weitere Vorgehen besprochen werden.
Hinweis: Die männliche Schreibweise in diesem Text dient allein der besseren Lesbarkeit.