Ingrid Lindau:

Lernen mit allen Sinnen - 7 Tipps für erfolgreiches Lernen

Kommunikation / 29.8.2019 / 0 Kommentare

Lernen mit allen Sinnen
7 Tipps für erfolgreiches Lernen

Der „Nürnberger Trichter" ist ein geflügeltes Wort aus dem 17. Jahrhundert und bezeichnet eine Lehrmethode. Ihr liegt die Vorstellung zugrunde, das Wissen könne, wie eine Flüssigkeit, mit Hilfe eines „Wundertrichters" in den Kopf des Lernenden „gegossen" werden.

Wer hat sich vor wichtigen Prüfungen nicht schon einmal gewünscht, das Wissen - nach Art des „Nürnberger Trichters"- mühelos in seinem Kopf zu verankern? Heute versprechen unzählige Fachbücher und Ratgeber dem Leser erfolgreiche Lernstrategien. Eine für alle gleich geeignete Lernmethode findet sich dabei nicht; zu unterschiedlich sind die Interessen, das Tempo und die Lernvoraussetzungen.

Wir wissen aus Erfahrung, dass es verschiedene Arten des Lernens gibt. Während sich manche den Lernstoff beim Lesen gut merken können, prägen sich andere beim Hören oder Schreiben die Informationen besser ein. Unbestritten ist, dass unterschiedliche Wahrnehmungskanäle am Lernvorgang beteiligt sind. Neben Augen und Ohren nehmen auch der Geruchs-, Geschmacks- und Muskelsinn Informationen auf.

Da die einzelnen Sinnesorgane bei jedem Menschen verschieden stark ausgeprägt sind, erfolgte in der Literatur bisher eine Einteilung in unterschiedliche Lerntypen:

  • Lerntyp 1 lernt auditiv (durch Hören und Sprechen)
  • Lerntyp 2 lernt optisch/visuell (durch das Auge, durch Beobachtung)
  • Lerntyp 3 lernt haptisch (durch Anfassen und Fühlen)
  • Lerntyp 4 lernt kommunikativ (durch den Austausch mit anderen)


Bei der Lerntypenbestimmung geht es lediglich um Tendenzen. Neuere Untersuchungen ergaben, dass Informationen besser aufgenommen und behalten werden können, wenn sie das Gehirn – unabhängig vom Lerntyp - über mehrere Sinnesorgane erreichen. Je mehr Wahrnehmungsfelder beteiligt sind, desto mehr gedankliche Verknüpfungen können zu dem Lernstoff hergestellt werden und umso vielfältiger sind die Möglichkeiten des Erinnerns. Zudem ist es wichtig, dass der Lernende aktiv am Lernprozess beteiligt ist. Er sollte möglichst Akteur und nicht nur Beobachter sein.

Um sich etwas nachhaltig zu merken, müssen die aufgenommenen Informationen vom Kurzzeitgedächtnis ins Langzeitgedächtnis übergehen. Dies geschieht zum einen durch mehrfache geduldige Wiederholung des Lernstoffs. Leichter und unbeschwerter werden Botschaften behalten, wenn ein Lerngegenstand Bedeutung für den Lernenden hat und ihm Spaß macht. Ein Fußballfan kann z.B. Mannschaften und Ergebnisse aufsagen, ohne sie sich bewusst gemerkt zu haben. Und ein leidenschaftlicher Tänzer lernt die komplizierte Schrittfolge eines neuen Tanzes spielerisch nebenbei.

Leider haben wir nicht an allen Dingen, die wir uns merken wollen oder müssen, ein emotionales Interesse. So wurden Methoden und Tricks entwickelt, um sich an den Lernstoff besser erinnern zu können. In unserer Schulzeit halfen uns Verknüpfungen in Form von „Eselsbrücken", Wissen korrekt abzurufen. „Erst das Wasser, dann die Säure, sonst geschieht das Ungeheure" ist vielen aus dem Chemieunterricht lebenslang präsent. Heute sind viele unterschiedliche Lernmethoden bekannt und werden bewusst eingesetzt, um bessere Gedächtnisleistungen zu erzielen. Dabei muss jeder für sich selbst herausfinden, welche Technik oder Kombination für ihn am geeignetsten ist.

Die folgenden 7 Tipps unterstützen Sie beim erfolgreichen Lernen:

Tipp 1: Überblick verschaffen
Nicht alles zum Thema ist (wirklich) relevant. Arbeiten Sie zielorientiert und untersuchen Sie das Themenfeld nach wichtigen Kernbereichen. Was müssen Sie wirklich wissen? Zu viele Details fressen Zeit. Stellen Sie sich einen konkreten Plan auf. Wann soll was gelernt werden? Durch solche to-dos steigt die Motivation.

Tipp 2: Finden Sie die richtige zeitliche Struktur
Morgens, mittags oder abends? Wann bin ich eigentlich konzentriert? Um das Lernen effizient zu gestalten, sollten Sie zunächst herausfinden, wann Sie persönlich am besten Lernen können.
Sind Sie eher eine „Lerche" oder eine „Eule"? Erkennen und nutzen Sie Ihren eigenen Rhythmus. Wann stehen Sie auf? Wann sind Sie produktiv? In welchen Phasen läuft gar nichts?

Tipp 3: Die Gesamtheit in kleinere Blöcke aufteilen
Achten Sie darauf, nicht zu viel auf einmal zu lernen. Lange Lernetappen ermüden. Produktiver ist es, in festen zeitlichen Mustern und in kleinen Etappen zu lernen und danach eine Pause einzulegen. Wenn Sie sich mit voller Konzentration dem Stoff widmen, reichen 30 bis 45 Minuten Lernzeit am Stück meist aus. Nach dieser Zeitspanne nimmt die Leistungsfähigkeit ab und das Weiterlernen wird ineffizient.

Tipp 4 Pausen richtig nutzen
Regelmäßige Pausen erhöhen die Gesamtleistung. Die "verlorene Zeit" wird durch erhöhte Effektivität wieder wettgemacht. Die Pausenzeit sollte sich vom Lernverhalten unterscheiden, denn ähnliche Tätigkeiten, führen nicht zur gewünschten Entspannung. Ein Leichtathlet, spielt schließlich auch kein Handball zur Erholung. Verlassen Sie Ihren Schreibtisch und bewegen Sie sich. Wie wäre es mit einem kleinen Spaziergang?

Tipp 5: Die Frage nach dem Sinn
Nichts ist ermüdender als etwas zu lernen, was einem sinnlos erscheint. Doch warum lernen Sie es dann überhaupt? Weil Sie es „müssen"? Und genau da setzt dieser Tipp an. Etwas zu lernen, was man nicht braucht, scheint unnötig und unser Langzeitgedächtnis speichert diese Informationen gar nicht erst ab. Machen Sie sich deshalb stets bewusst, wofür Sie die Informationen brauchen. Hilft es später handlungskompetent im Job zu sein? Können Sie durch die Weiterbildung auf der Karriereleiter nach oben klettern? Informationen mit Sinn zu verknüpfen, ist eine gute Methode, um sie sich besser zu merken.

Tipp 6: Probieren Sie unterschiedliche Lerntechniken aus
Lernen Sie mit möglichst vielen Sinnen und zusammen mit anderen. Probieren und experimentieren Sie: verschiedene Memotechniken, eine Mindmap mit der Hand zeichnen, Unbeteiligte, wie Partner oder Freund, einbinden, „Prüfungsfragen" überlegen und laut beantworten oder Karteikarten anfertigen. Der Kreativität sind beim Lernen keine Grenzen gesetzt. Der Austausch mit anderen belebt den Lernprozess. Zudem fördert die Kommunikation eine tiefere Auseinandersetzung mit dem Lernstoff und trainiert die gezielte Wiedergabe bestimmter Informationen.

Kleine Lernmethoden-Auswahl:

  • Nutzen Sie möglichst viele Sinne. Beim Lernen von Vokabeln sollten diese handschriftlich notiert und auch laut ausgesprochen werden. Denn neben dem visuellen Schriftbild, dem haptischen Aufschreiben, hilft auch die auditorische Komponente, wie etwas ausgesprochen wird, beim Erinnern.
  • Bereits von den alten Griechen und Römern ist bekannt, dass sie Verknüpfungen von Orten und Bildern nutzten (Loci-Methode), um sich Dinge in einer bestimmten Reihenfolge zu merken. Hierbei werden Begriffe, die man sich einprägen möchte, bekannten Orten (z.B. den Zimmern der eigenen Wohnung oder einem häufig gegangenen Weg) zugeordnet und sind so bei einem „gedanklichen Rundgang" leichter abrufbar.
  • In ähnlicher Weise funktioniert die Geschichtentechnik, wobei die zu lernenden Begriffe mit einer erfundenen Geschichte kombiniert werden. Je ungewöhnlicher die Geschichte, desto besser ist die Erinnerungsleistung.
  • Unbestritten ist, dass Kreativität den Lernprozess unterstützt. Dies macht sich die Mind-Mapping-Methode zunutze. Hier wird das zentrale Thema in die Mitte eines Blattes geschrieben und die wichtigsten Schlüsselwörter werden darum gruppiert. Diese lassen sich dann mit weiterführenden Begriffen verbinden und führen somit zu allen wesentlichen Informationen, die zu dem betreffenden Lerngegenstand gehören.


Tipp 7: Durch Ortswechsel den „inneren Schweinehund" austricksen
Ein chaotischer Arbeitsplatz ist meist ungünstig. Für geordnetes Lernen benötigen Sie genügend Platz und Struktur. Wenn Sie nicht mehr vorankommen, kann es ratsam sein, den Lernort zu wechseln. Oft sitzt der „innere Schweinehund" am alten Arbeitsplatz und Sie können durch den Ortswechsel" neu durchstarten. Zu bequem sollte der Lernort ebenfalls nicht sein. Das Lernen im Stehen oder sogar beim Gehen kann eine gute Alternative sein, um Abrufreize zu setzen.

 

 

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